Letzte Aktualisierung: 2002

Trainstopping 2002

Die Anti-Atom Bewegung hat auf ihrer letztjährigen Herbstkonferenz in Leipzig eine Transporte-Stopp-Kampagne vor dem Hintergrund beschlossen, daß sie in der Öffentlichkeit fast ausschließlich als Anti-Castor-Bewegung wahrgenommen wird. Diese Fixierung auf einen einzelnen Aspekt des Atomprogramms macht die Bewegung anfälliger gegen Ausweichmanöver der Atomindustrie, wie dem Bau von Zwischenlagern an den AKW-Standorten. Die Gefahr besteht im Wegbruch von Aktiven nach Wegfall der Castor-Transporte, wenn nicht rechtzeitig mit öffentlichkeitswirksamen Aktionen das gesamte Atomprogramm, mit seiner skandalösen, von der Atommafia in voller Absicht der Irreführung der Öffentlichkeit als "Brennstoffkreislauf" titulierten Atommüllspirale thematisiert wird. Im Rahmen dieser Kampagne hat es bereits Aktionen gegen das Atomforum in Stuttgart gegeben. Gegen einen der kommenden Transporte aus einem Norddeutschen AKW in die WAA soll es auch verstärkte Aktionen geben, im September soll dann ein Urantransport in die UAA Gronau blockiert werden und im Herbst steht ein 12er Transport nach Gorleben bevor.

Uran als Brennstoff und Waffe

Die Atommüllspirale beginnt mit der weiträumigen Verseuchung beim Abbau des Uranerzes in Afrika oder auf indigenem Land in Kanada oder Australien. Die erste Weiterverarbeitung in Deutschland geschieht in der Urananreicherungsanlage (UAA) in Gronau.

Trotz aller Atomausstiegbeteuerungen der Bundesregierung wird beständig die Verarbeitungskapazität der UAA erhöht . In Gronau offenbart sich nicht nur die Lüge vom Atomausstieg, sondern gleichfalls die dumpfe Phrase von der "friedlichen Nutzung der Kernenergie".

In Gronau entsteht bei der Urananreicherung nämlich quasi als Abfallprodukt abgereichertes Uran. Von diesem Stoff wurden etwa 350 Tonnen als Uranmunition während des Golfkriegs 1991 gegen den Irak eingesetzt, die Radioaktivität stieg in den betroffenen Gebieten auf das bis zu 84-fache (gegenüber ?normal?) und die Zahl der schwer fehlgebildeten Neugeborenen verhundertfachte sich. 1999 schoß die NATO, also auch die Bundeswehr unter Rosa-Olivgruen in 100 Angriffsflügen mit A-10-Flugzeugen rund 31.000. Geschosse mit insgesamt 10 Tonnen abgereichertem Uran auf Jugoslawien ab. Diese Land wurde übrigens zum 3. Mal in diesem Jahrhundert (1914-1998) von deutschen Armeen angegriffen. Die Partei der Grünen hatte an diesen radioaktiven Uranbomben lediglich auszusetzen, dass ja deutsche Soldaten gesundheitlich geschädigt werden könnten.

Im Rahmen der Transporte-Stopp-Kampagne findet am 1. September an der UAA in Gronau eine bundesweite Demonstration statt, in den darauf folgenden Wochen soll ein Urantransport von oder nach Gronau blockiert werden.

Vom Castor zur Bombe

Auch in Sachen Castor-Transporte gibt es nach wie vor Handlungsbedarf. Während Rot/Grün den Castor-Skandal in alter Kohl-/Merkel-Tradition einfach ausgesessen hat, ohne daß sich etwas geändert hätte , wird weiterhin Atommüll in unsicheren, strahlenden Behältern quer durch Europa verschoben, um den Anschein dessen Entsorgbarkeit aufrecht zu erhalten.

Der deutsche Atommüll wird in den Plutoniumfabriken "Wideraufarbeitungsanlagen" in Sellafield(GB) oder La Hague(F) verarbeitet. Die Möglichkeit der Gewinnung von Plutonium war in den 50er und 60er Jahren der einzige Grund, die Atomtechnik durch massive staatliche Subventionen überhaupt erst zu ermöglichen. Der Vorgänger des Anti-Demokraten und abzusehenden Bundeskanzlers Stoiber, Rechtsextremist F.J. Strauß war einer der führenden Protagonisten des bundesdeutschen Atomprogramms.

Die Entsorgunslüge wurde von der Anti-Atom-Bewegung immer wieder thematisiert. Der erfolgreiche Widerstand gegen Castor-Transporte war letztendlich auch der Ansporn für viele Menschen, sich weiterhin gegen Atomenergie zu engagieren.

Im Rahmen der Transporte-Stopp-Kampagne soll im Juni ein Atommülltransport aus einem Norddeutschen AKW nach La Hague oder Sellafield und im Herbst der Transport nach Gorleben blockiert werden.

Verflechtung von kapitalistischer Globalisierung, Wirtschafts- und Kriegsinteressen

Es soll gelingen, die Zusammenhänge in der Öffentlichkeit sichtbar zu machen und die Verantwortlichen zu demaskieren. Diese Gelegenheit soll beim Atomforum, das nächste Woche in Stuttgart stattfindet, wahrgenommen werden. Während nämlich pünktlich zum Jahrestag des Supergaus in Tschernobyl der Öffentlichkeit vorgegaukelt wird, es gebe einen Schutz gegen solche 'Störfälle', Castor-Transporte weiterhin im Gange sind, voraussichtlich auch am 14/15 Mai, steht das Atomforum in Stuttgart vor der Tür.

Unterdessen wird der Widerstand gegen diese lebensgefährliche Technologie weiterhin kriminalisert, ein Richter, der sich dem Diktat der Atommafia nicht beugen will, wird von Bahnchef Mehdorn, der bereits gegen indymedia.nl vorgeht, gemaßregelt, Daten von AtomkraftgegnerInnen werden systematisch gesammelt, die vermeintlichen Grundrechte systematisch außer Kraft gesetzt und die Castor- BlockiererInnen vom Vorjahr stehen vor Gericht, statt der kriminellen Drahtzieher des Atomgeschäfts.

Um den Buchstaben des Atomgesetzes gerecht zu werden, muß die Bundesrepublik Deutschland (nicht die AKW-Betreiber!) "Endlagerforschung" durchführen, obwohl seit 20 Jahren feststeht, daß der Salzstock in Gorleben ungeeignet ist, weltweit kein einziges sicheres Endlager abzusehen ist, wird die nach dem Atomgesetz vorgeschriebene "schadlose Verwertung" mit dem Hinweis auf die betriebene "Endlagerforschung" abgetan.

Mit den kapitalen Gewinnen der Atomwirtschaft erhöht sich täglich die der Müllberg, von dem noch Millionen Jahre ein unkalkulierbares Gefährdungspotential ausgehen wird. Unterdessen ist abzusehen, daß die Atommafia den Müll billig nach Rußland verschieben will, in einen Staat, in dem das dortige Atomproramm schon unzählige Opfer gekostet und massive Umweltschäden angerichtet hat. Ohne Geschichtsrelativierung betreiben zu wollen, sei darauf hingewiesen, daß all dies 60 Jahre nach der "Politik der verbrannten Erde" stattfinden soll.

Atomenergie in der öffentlichen Meinungbildung meist verkürzt als "Umwelt"-Thema behandelt wird, so zeigt doch die Verflechtung von Wirtschafts- und Kriegsinteressen, daß es sich um ein Symptom von Herrschaft und Unterdrückung handelt.

Atomenergie auf Kosten der Menschen!

Dabei ist die hiesige Wirtschaft weltweit bereits jetzt vorne bei der Einführung von erneuerbaren Energien wie Solar- oder Windenergie und könnte sogar manch systemkonformer Standort-Ideologie sich auf solche konzentrieren, wenn da nicht die kapitalen Interessen der Profitmaximierung im Wege stehen würden. Aus den längst abgeschriebenen Reaktoren läßt sich auf Kosten der Bevölkerung billiger Strom produzieren. Das Risiko eines Kernschmelzunfalls wird mitnichten dem Verursacher auferlegt. Wäre die eklatante Unterversicherung der Atomanlagen nicht politisch durchgesetzt worden, die Betreiber würden ihre Atomanlagen lieber heute als morgen abschalten. Atomstrom ist nur konkurrenzfähig, weil das Risiko eines Kernschmelzunfalls auf die Bevölkerung abgewälzt wird.

Dieser Text wurde aus www.Indymedia.de übernommen.